Die Muskatnuss – eine geschichtsträchtige Pflanze

Die Muskatnuss stand Jahrhunderte lang im Mittelpunkt des Handels der damals führenden Kolonialmächte und war ein sehr kostbares Handelsgut. Vor allem Niederländer und Engländer teilten sich den Handel des Goldes von Ostindien im 16. und 17 Jahrhundert. Die Muskatnuss war dabei auch Anlass für einen geschichtsträchtigen Landtausch zwischen den Königreichen der Niederlande und Englands. Im Jahre 1677 tauschten die Niederländer Manhattan gegen eine kleine indonesische Insel namens Run. Run war für seinen Reichtum an Muskatbäumen bekannt und war damals auf jeder Weltkarte eingezeichnet. Die Niederlande wollten somit ihre Monopolstellung im Muskatnusshandel stärken. Run ist heute unbedeutend, während Manhattan zum Bestandteil der Millionenstadt New York wurde.

Der Muskatnussbaum

Seinen Ursprung hat der Muskatnussbaum auf Indonesien. Inzwischen wird der Muskatnussbaum weltweit in allen tropischen Gebieten angebaut. Der Baum kann eine Größe von bis zu 20 Metern erreichen und seine grau-grüne Rinde hat eine glatte Oberfläche. Zwischen März und Juli steht der Muskatnussbaum (Myristica fragrans) in Blüte. Der Muskatnussbaum weist dabei eine botanische Besonderheit auf. Denn es gibt sowohl männliche als auch weibliche Blüten bzw. Pflanzen. Wobei ausschließliche die weiblichen Pflanzen nach der Blütezeit pfirsichähnliche Früchte tragen. Sobald die Muskatnuss reif ist, springt die Frucht auf. Dabei wird der Samen der Muskatnuss von einer rötlichen Hülle umgeben. Diese Hülle wird getrocknet und im Handel als Macis oder Muskatblüte angeboten. Der innere Kern des Samens ist die Muskatnuss, in der Form in der sie jeder sicherlich schon gesehen hat. Die Muskatnuss ist im Gegensatz zur Muskatblüte deutlich kräftiger und intensiver im Geschmack.

Muskatnuss als Heilpflanze

In Asien ist die Muskatnuss eine wichtige Heilpflanze zur Stärkung von Nerven und Verdauung. In Europa hat die Anwendung als Heilmittel dagegen an Bedeutung verloren. Vor allem das ätherische Öl, mit einem Ölgehalt von 7 bis 15%, ist neben fettem Öl, Eiweiß und Stärke der wichtigste Bestandteil der Muskatnuss. Als regelmäßiger Bestanteil der Ernährung wird der Muskatnuss nachgesagt, dass sie das Verdauungssystem stärken und das Herz kräftigen kann. Hildegard von Bingen hat die Muskatnuss zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit verwendet. In der indischen Ayurveda-Tradition wird die Muskatnuss zur Beruhigung des Nervensystems und zur Entkrampfung verwendet.

In den Anbauländern wird die Muskatnuss wegen ihrer antibakteriell wirkenden ätherischen Ölen auch zur äußerlichen Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen, Flechten und Ekzemen verwendet. Dabei wird die frisch geriebene Muskatnuss mit Wasser vermischt und zu einen Brei verrührt, der anschließend auf die Haut aufgetragen wird.

Die Dosis macht das Gift

Jedoch sollte die Muskatnuss beim Verzehr bzw. beim Einsatz wohl dosiert sein. Zuviel sollte man von der Muskatnuss nicht einnehmen. Der Stoff Myristicin ist dafür verantwortlich, dass es bei einer Überdosierung zu einer berauschenden Wirkung aber auch Kopfschmerzen, Schwindelanfällen, Wahrnehmungsstörungen und Übelkeit kommen kann. Für eine Überdosierung wird aber eine Menge von bis zu 4 g benötigt. Eine Überdosierung ist bei herkömmlicher Verwendung in der Küche jedoch kaum zu erreichen.

Muskatnuss als Gewürz

Als Gewürz in der Küche hat die Muskatnuss ein unverwechselbares Aroma, welches manche Speisen erst richtig vollendet. Da das Aroma sehr intensiv ist, sollte die Muskatnuss sehr dosiert eingesetzt werden. Die Muskatnuss passt wunderbar zu Kartoffelgerichten, wie Kartoffelgratin oder Püree, aber auch zu Kohlgerichten, Eintöpfen, Cremesuppe und Soßen. Aber auch zu Hackfleisch und eher fett durchsetztem Fleisch passt das herbe Muskataroma wunderbar. Natürlich kennt jeder die Muskatnuss auch als Bestandteil des Lebkuchengewürzes. Auch in anderen Gebäckrezepten findet man die Muskatnuss wieder z. B. in den beliebten Energiekeksen von Hildegard von Bingen.