Arzneipflanze des Jahres 2016
Viele kennen Kümmel nur als Gewürz, doch die Pflanze hat auch eine wissenschaftlich anerkannte, heilende Wirkung: So kann Kümmelöl Krämpfe lösen und Blähungen und Verdauungsbeschwerden vertreiben. Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg kürt jedes Jahr eine andere anerkannte Arzneipflanze. Nun ist der echte Kümmel (Carum carvi) zur Arzneipflanze des Jahres 2016 gekürt worden. Damit soll dessen wissenschaftliche Bedeutung als wirksame Medizin stärker ins Bewusstsein gerückt werden. „Wir wollen zeigen, dass es Pflanzen auf der Seite Arzneimittel gibt, die mit synthetischen Medikamenten mithalten können und zudem weniger Nebenwirkungen haben“, sagte der Medizinhistoriker Johannes Gottfried Mayer.
Herkunft und Anbau von Kümmel
Kümmel gilt als eine der ältesten Gewürz- und Arzneipflanzen in Europa. Man hat ihn in Ausgrabungen von Pfahlbauten gefunden, die aus der Zeit vor 5000 bis 3000 Jahren vor Christus stammen. Den Pharaonen wurde er auf ihre Reise in die jenseitige Welt mitgegeben. Allerdings setzte man den Kümmel ziemlich spät in der Heilkunde ein. Die Griechen und die Römer verwendeten ihn nur zur Aromatisierung. Ab dem Mittelalter wurde er als Heilmittel bei Verdauungsbeschwerden immer beliebter. Etwa ab dem 16. Jahrhundert breitete sich der Kümmel über den gesamten deutschsprachigen Raum aus. Ursprünglich stammt er aus Asien. Heute wird er in den Niederlanden, Deutschland, Polen, Skandinavien, Russland, den USA und Kanada angebaut.
Anwendung in der Volksmedizin
In der Volksmedizin ist der Kümmel als Magenmittel, zum Anregen des Appetits, als Mittel gegen Koliken, gegen Gallenblasen- und Leberbeschwerden, sowie als Hustenmittel sehr beliebt. Zur Beruhigung von Säuglingen, die an Blähungen leiden, wird er ebenso eingesetzt. Unter den Wirkstoffen des Kümmels dominieren die beiden ätherischen Öle Carvon und Limonen. Sie regen einerseits den Magen an, wirken aber beruhigend und krampflösend auf den Darm. Kunstvoll jonglieren und stabilisieren sie die Darmflora. Nützliche Mikroorganismen werden gefördert, schädliche in ihrem Wachstum gehemmt. Der Leber- Galle-Bereich und die Fettverdauung werden durch Kümmel ebenfalls positiv beeinflusst.
Im ungemahlenen Zustand behält der Kümmel sein Aroma für längere Zeit, man kann ihn einfach so verwenden oder direkt vor dem Zugeben in das entsprechende Gericht vermörsern bzw. mahlen. Einige Menschen können sich jedoch nicht mit dem intensiven Kümmelaroma anfreunden. Daher ist es ratsam, den Kümmel zu vermahlen. Auf diese Weise können auch weniger Kümmel begeisterte Menschen von der Heilkraft dieses Gewürzes profitieren.
Kümmel - Samen oder Frucht?
Fälschlicher Weise spricht man vom Kümmelsamen, aber es sind in Wirklichkeit die Früchte. Sie stehen im unreifen Zustand zu zweit am Ende der Doldenstrahlen und zerfallen bei der Ernte in zwei gebogene Teil- oder Spaltfrüchte.
Verwendung von Kümmel
Kümmel verwendet man als Gewürz in Gebäck, Brot, Käse, Wurst, Fleisch- und Gemüsegerichten, die dann viel leichter verdaulich sind. Besonders geeignet ist er zum Würzen von Fleisch mit langer Garzeit, da dann die Kümmelfrüchte Ihr Aroma voll entfalten können. Gemahlener Kümmel ergibt mit Salz und Thymian vermischt eine hervorragende Gewürzeinreibung für Enten. Außerdem kann mit Kümmel selbst sehr mildem Schnittkäse eine angenehme Würze verleihen.
„Ein Mensch, der Käse essen will, nehme dazu Kümmel, damit er nicht zu Schaden kommt.“
Hildegard von Bingen (Quellen: Pharmazeutische Zeitung, Die Gewürzapotheke – Irene Dalichow)