Spitzwegerich wird seit Jahrtausenden als Arzneipflanze verwendet: Ob gegen Durchfall oder Entzündung, zur Stillung von Blutungen oder bei Knochenbrüchen – schon in der Antike und später im frühen Mittelalter wusste ein guter Medicus um den heilenden Effekt der Blätter des unscheinbaren Gewächses. Auch bei Hildegard von Bingen kam der Spitzwegerich zum Einsatz. Sie linderte mit Hilfe des Spitzwegeriches Gicht, Insektenstiche und Schmerzen. Bis heute ist dieses Wissen überliefert und anhand von pharmakologischen Laboruntersuchungen belegt. Zur Behandlung von Stichen und Wunden kann man die frischen Blätter direkt auflegen und so die entzündungshemmende Wirkung des Spitzwegeriches nutzen. Bei Furunkeln und Hämorrhoiden kann Spitzwegerichtee als Waschlösung verwendet werden. Und auch bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie bei Katarrhen der Atemwege und Bronchitis kann der Spitzwegerich helfend wirken.
Blätter mit nachgewiesener Kraft
Grund für die arzneiähnliche Wirksamkeit der Spitzwegerichblätter sind die antibakteriellen Inhaltsstoffe wie Aucubin und Catalpol sowie sogenannte Schleimstoffe, die einen reizmildernden Einfluss haben, indem sie einen schützenden Film bilden. Adstringierende Gerbstoffe wirken darüber hinaus stabilisierend und Mineralstoffe wie Zink und Kalium stärken den Organismus. Besonders lindernd kann der vor allem bei Schleimhautreizungen in Mund- und Rachenraum und damit verbundenen trockenem Husten wirken.
Am Wegesrand beheimatet
Bei all den besonderen Eigenschaften des Spitzwegeriches ist es kaum zu glauben, dass der Spitzwegerich an jeder Ecke zu finden ist. Besonders an Wegesrändern und trockenen Wiesen kann der Spitzwegerich gepflückt werden. Der Spitzwegerich verdankt seinen Namen den spitz zulaufenden, langen, schmalen aufrecht stehenden Blättern, die eine Bodenrosette bilden. Der Spitzwegerich kann eine Höhe zwischen fünf und 60 Zentimetern erreichen und seine Blütezeit reicht von Mai bis September.
Ergiebig und pflegeleicht – aber nicht nur Arzneipflanze
Obwohl die Pflanze sehr häufig in unserer Umwelt vorkommt, wird Sie für die Arzneimittelherstellung in Kulturen angebaut, mit dem Ziel einen möglichst hohen Wertstoffgehalt aus den Pflanzen zu erwirtschaften. Bis zu dreimal im Jahr kann der Spitzwegerich geerntet werden, wobei im Frühjahr ausschließlich das Blatt und im Spätjahr das ebenfalls verwendete Kraut gewonnen wird. Die Arzneipflanze des Jahres 2014 kann nicht nur als Arzneitee oder Hustensaft verwendet werden, sondern stellt auch eine leckere Zutat in der Küche dar. Die frisch gepflückten Blätter sind eine leckere und vor allem würzige Zutat bei der Zubereitung von Spätzle, salzigen Pfannkuchen, Suppen oder Salaten.